1. Einführung
Seit März 2019 kommt bei Marktstörungen in MSCI-Derivaten ein Verfahren zur Anwendung, welches vorsieht, dass Schlussabrechnungspreise auch nachträglich korrigiert werden können, wenn am letzten Handelstag einzelne Märkte nicht handelbar sind. Diese nachträgliche Korrektur war zunächst auf 5 Werktage beschränkt.
Gemäß einer Anpassung seitens des Indexanbieters MSCI und in Abstimmung mit den Derivate-Börsen, die regionale MSCI-Indexderivate anbieten, wurden diese Frist von 5 auf 15 Werktage verlängert.
Dieses Rundschreiben soll die Hintergründe dieser Anpassung beschreiben und die Verfahren, die bei der Eurex diesbezüglich Anwendung finden können.
2. Erforderliche Tätigkeiten
Handelsteilnehmern wird empfohlen, die möglichen Auswirkungen auf ihre internen Systeme und Prozesse umfassend zu prüfen.
3. Details der Initiative
Seit März 2019 kommt bei Marktstörungen in MSCI-Derivaten ein Verfahren zur Anwendung, welches vorsieht, dass Schlussabrechnungspreise auch nachträglich korrigiert werden können, wenn am letzten Handelstag einzelne Märkte nicht handelbar sind. Diese nachträgliche Korrektur war zunächst auf 5 Werktage beschränkt.
MSCI index derivatives: Specification of procedure to determine the final settlement price in the event of market disruptions
Gemäß einer Anpassung seitens des Indexanbieters MSCI und in Abstimmung mit den Derivate-Börsen, die regionale MSCI-Indexderivate anbieten, wurde diese Frist von 5 auf 15 Werktage verlängert.
MSCI Unexpected Market Closure Indexes Methodology
Diese Verlängerung auf 15 Werktage führt dazu, dass die Eurex zusätzlich zum bestehenden Verfahren ein neues Verfahren zur Anwendung bringen möchte, welches zunächst in der Simulation getestet werden soll, und anschließend auch produktiv genutzt werden kann. Eurex wird unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls entscheiden, ob dieses neue Verfahren zur Anwendung kommt. Das neue Verfahren soll insbesondere dann nicht zur Anwendung kommen, wenn die entsprechende Marktstörung aller Voraussicht nach nicht länger als zwei Werktage andauert. In diesem Fall würde weiterhin das aktuelle Verfahren mit nachträglicher Ausgleichszahlung Anwendung finden.
Das neue Verfahren soll darüber hinaus auch nur für standardisierte monatliche Verfälle (in MSCI-Futures und Optionen) in Betracht gezogen werden, nicht aber für Daily Futures oder zusätzliche Kontraktvarianten (Flex-Kontrakte).
Dieses neue Verfahren basiert auf der Möglichkeit, ein „Postponement of Expiry“ – wie in den Regelwerken der Eurex genannt – vorzunehmen. Hierzu werden mehrere Schritte durchgeführt:
1) Bei Feststellung einer signifikanten Marktstörung werden am letzten Handelstag für alle MSCI-Indexderivate (Futures und Optionen) mit Open Interest im ersten Standardverfall neue Verfalltermine generiert (mit letztem Handelstag und Schlussabrechnungstag jeweils 15 Werktage später)
2) Am ursprünglichen Schlussabrechnungstag werden alle Positionen, die von dieser Marktstörung betroffen sind, umgebucht (booking in/out) in die neuen Verfalltermine
3) Sollte die Marktstörung nach weniger als 15 Werktagen behoben sein, würden die dann noch offenen Kontrakte abgerechnet
Hierdurch können mehrere Vorteile erzielt werden:
- Höhere Wahrscheinlichkeit einer adäquaten Lösung innerhalb der verlängerten Frist
- Beibehaltung der Positionen im Eurex Clearingsystem und somit Einbehaltung der Margins
- Erweiterung der Handelbarkeit der Produkte bis zum Vorliegen des endgültigen Abrechnungspreises
- Damit einhergehend die Möglichkeit, Positionen und Risiken zu reduzieren
- Die Möglichkeit, Positionen zu liquidieren bei Ausfall eines Teilnehmers
Test-Aktivitäten in der Simulation
In den Tabellen unten ist eine Zusammenfassung der Aktivitäten in den Produkten FMWB und OMWB dargestellt, für die eine Marktstörung simuliert werden soll. Dabei steht eine Marktstörung im Standardverfall Dezember 2024 und den entsprechenden Kontrakten im Fokus.
Das folgende Testszenario wird in der Simulationsumgebung angeboten und die Tests beziehen sich auf die wesentlichen Handels- und Clearingsysteme sowie die entsprechenden Reports:
Am letzten Handelstag am 19. Dezember 2024*
Aktion | Details |
Kontraktgenerierung | Eurex generiert neue Kontrakte, die 15 Werktage nach dem originalen letzten Handelstag und Schlussabrechnungstag liegen. Die neuen Kontrakte reflektieren den letzten Handelstag am 8. Januar 2025 und den Schlussabrechnungstag am 9. Januar 2025. Nur Kontrakte mit Offenen Positionen werden nach dem Batch-Prozess erscheinen. Kontrakte mit täglichem Verfall werden unterdrückt. |
Advanced Risk Protection (ARP) | ARP ist deaktiviert, um ungeplante Margin-Veränderungen zu verhindern. |
Am 23. Dezember 2024*
Aktion | Details |
Book-out und book-in von Positionen | Offene Positionen in Kontrakten, die von der Marktstörung betroffen sind, werden ausgebucht und es findet eine Einbuchung in die neu kreierten Kontrakte statt. |
Trading und Clearing | Trading und Clearing ist ausgesetzt während der Aus- und Einbuchung der Positionen. Nach Verifizierung der Positionen wird das Trading und Clearing wieder aufgenommen. |
Advanced Risk Protection (ARP) | ARP ist wieder aufgenommen. |
* Bitte beachten Sie, dass nicht an allen Werktagen ein Batch-Tag in der Simulationsumgebung ist. Daher weichen die Daten hier etwas von der Produktionsumgebung ab.
Am 7. Januar 2025
Aktion | Details |
Publikation des Indexstands | Im Szenario wird angenommen, dass der Indexprovider einen korrigierten Indexstand veröffentlicht. |
Abrechnung | Futures und Optionen werden gemäß des korrigierten Indexstandes abgerechnet, wobei bei den Optionen die Abrechnung zum inneren Wert passiert. |
Ausbuchung der Position | Kontrakte, die von der Marktstörung betroffen sind, werden ausgebucht auf Basis der Abrechnungspreise wie oben beschrieben. |
Hintergrund:
Das Marktsegment für MSCI-Indexderivate ist in den letzten Jahren signifikant gewachsen. Insbesondere ist die Anzahl offener Positionen auf bestimmte asiatische Indizes (MSCI EM Asia, China, India, Japan, Taiwan) stark angestiegen. Bei diesen Indizes gibt es ein erhöhtes Risiko, dass einzelne Märkte aufgrund von Marktstörungen temporär nicht handelbar sind, beispielsweise während der pazifischen Taifun-Saison. Zudem sind in den letzten Jahren geopolitische Spannungen aufgetreten, die dazu führen, dass Marktteilnehmer sich für eine Verlängerung der Anpassungsperiode über 5 Werktage hinaus ausgesprochen haben. Eine solche Verlängerung erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass in der Frist die Marktstörung endet, sondern gibt auch dem Indexanbieter die Möglichkeit zu weiterreichenden Konsultationen in Bezug auf die Indexzugehörigkeit einzelner Länder.
Weitere Informationen
Empfänger: | | Alle Handelsteilnehmer der Eurex Deutschland und Vendoren |
Zielgruppen: | | Front Office/Trading, Middle + Backoffice, IT/System Administration, Revision/Security Coordination |
Kontakt: | | Eurex Trading Operations, eurextrading@eurex.com, Tel. +49-69-211-1 12 10 |
Web: | | www.eurex.com |
Autorisiert von: | | Dr. Randolf Roth |